Überlastete Spitzensportler – Anzeichen erkennen und frühzeitig gegensteuern

Sportpsychologie | Sport allgemein
2019-06-24 14:26:46.0 | Quelle: sport-branchenbuch.de

Plötzlich wird wieder eine Sportlerkarriere beendet. Doch wie abrupt kommt das Karriereende wirklich? Oder welche Anzeichen gab es schon in der Zeit zwischen den großen Erfolgen bis hin zum Karriere-Aus? Merkmale, die die Sportler selbst und Vereine, Trainer, Manager oder Familien erkennen können und für eine Verbesserung der Situation tätig werden können.

Ob Radrennprofi Marcel Kittel, Biathletin Magdalena Neuner, Tennisprofi Maria Scharapowa usw. Quer durch die Sportarten führt die Liste der Hochleistungssportler, die plötzlich mit unbestimmtem Ende pausieren, ihre Sportlerkarriere früh beenden oder zu unerlaubten oder schädlichen Substanzen greifen.

Dabei sind die Ursachen dafür so individuell wie kollektiv. Zunächst einmal – oder auch oberflächlich betrachtet – geht es darum, Leistung zu erbringen. Und zwar eine zwingend bessere Leistung als alle anderen. Doch wobei geht es dabei im Grunde?

Was die individuellen Ursachen betrifft, so hat jeder Sportler/Mensch unterschiedlichste innere Motive oder auch Bedürfnisse. Sei es Anerkennung, Macht, Perfektion, Harmonie, Sicherheit, Gerechtigkeit oder Effizienz, um nur einige wenige zu nennen. Oft sind die auch nur unbewusst. Jedenfalls nimmt so mancher aller Hand auf sich, um seine Motive (auch sogenannte Prinzipien oder Antreiber) zu erfüllen. Für deren Erreichung werden Physis, Psyche und soziale Beziehungen bis zum Bersten auf die Probe gestellt. Diese Probe bestehen sie vielleicht irgendwann nicht mehr.

Hinzu kommt neben dem eigenen Erfolgsdruck der Druck von außen: von Verein, Trainer, Manager, Öffentlichkeit, Sponsor, Familie und, und, und. Eigentlich wie bei jedem anderen Berufstätigen, der sich in einer rasant verändernden Welt beweisen und gleichzeitig all seinen sozialen Umfeldern gerecht werden muss bzw. möchte. Insofern ist das Thema Leistungsdruck ebenso ein kollektives Thema.

Unter Umständen hat der Stress bei Spitzensportlern eine höhere Potenz als bei Otto-Normal-Verbrauchern. Weil die Verdichtung häufig eine andere ist und ein besonders großer Ehrgeiz des Spitzensportlers hinzu kommt, der in der Regel bereits in sehr jungen Jahren stark ausgeprägt ist. Oder sind es bei Sportlern jeweils individuell andere ganz besonders stark ausgeprägte Motive, die letztlich in Ehrgeiz münden, um das für sie allerwichtigste Bedürfnis zu stillen? So wie beispielsweise manch ein Mensch mit perfektionistischem Handeln eigentlich nach Anerkennung strebt, oftmals unbewusst.

Mögliche Anzeichen für bedenklich hohen Druck bei Hochleistungssportlern: Beispielhafte Merkmale, die unabhängig voneinander oder gleichzeitig auftreten können: Leistungseinbrüche, häufigere Verletzungen/Krankheiten als regulär, regelmäßiges Gefühl von „ich kann nicht mehr“, Unsicherheit über den eigenen Weg, Müdigkeit, häufiger gereizt als regulär, Leere, Hemmungen, Abwesenheit, Traurigkeit, Angst, häufigere Konflikte als üblich, sich eher zurückziehen, erhöhter Alkoholkonsum oder anderes den Druck kompensierendes Essverhalten, nachdenken über leistungssteigernde Substanzen.Entweder spürt man diese Dinge selbst oder Menschen aus dem Umfeld nehmen Veränderungen an dem Sportler wahr – manchmal zu einem früheren Zeitpunkt als der Sportler selbst.

Ausgewählte Ansätze von vielen möglichen, die Situation zu verbessern oder vorzubeugen:

Im Grundsatz gilt die Politik der kleinen Schritte, nämlich einzelne Veränderungen Step by Step durchzuführen (selbst, wenn es schnelle Methoden als Ausnahme gibt). Umso leichter sind die Veränderungen schaffbar und es stellen sich Erfolgserlebnisse ein, die wiederum zu psychischer und physischer Resilienz und einem positiven Schneeballeffekt führen.

Ob durch Veränderungen in Eigenregie oder mit Unterstützung eines Coachings, die Chancen und Methodenvielfalt für eine Veränderung in druckvollen Situationen von Sportlern sind groß. Von der Reflexion bis hin zur praxisorientierten Umsetzung im Alltag.

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Die Autorin

Christiane Gerwing, Hamburg. Zertifizierter Professional Coach für die Bereiche Life- und Business-Coaching sowie Mental-Coaching. Ausgebildete Mediatorin gemäß Mediationsgesetz.

Coaching-Schwerpunkte: Denk- und Verhaltensmuster auflösen – Alternativen entwickeln, schwierige Situationen bewältigen, Stressoren und Blockaden auflösen, Kommunikation optimieren, Entscheidungen herbeiführen, Konflikte bewältigen. Neben beruflicher Laufbahn in der Wirtschaft: sportliche Vergangenheit im Team-Modern-Dance/Deutscher Meistertitel.

GERWING COACHING Christiane Gerwing Feldstraße 66, 20359 Hamburg 040-88 12 88 38, 0172-417 41 58 gerwing@gerwing-coaching-hamburg.de, www.gerwing-coaching-hamburg.de